Seminar: Dekolonialisierung und Wirkungsmessung. Neue Massstäbe setzen.
Am 8. Mai 2025 fand im Kapuzinerkloster Feldkirch ein spannendes Seminar zur Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit statt. Organisiert wurde es vom Land Vorarlberg in Zusammenarbeit mit dem LED. Unter den 18 Teilnehmenden waren erfreulicherweise zahlreiche Personen aus Liechtenstein dabei.
Das Seminar griff aktuelle Themen auf, die für die Entwicklungszusammenarbeit immer wichtiger werden:
Dekolonialisierung: Wie wirken koloniale Strukturen bis heute weiter? Warum ist es wichtig, Machtverhältnisse zu hinterfragen?
Wirkungsmessung: Wie lässt sich die Wirkung von Projekten zeigen? Welche Standards müssen dabei beachtet werden?
Was bedeutet Dekolonialisierung?
Dekolonialisierung bedeutet mehr als nur die politische Unabhängigkeit ehemaliger Kolonien. Es geht darum, alte Machtverhältnisse, Denkmuster und Strukturen zu hinterfragen, die bis heute bestehen. In der Entwicklungszusammenarbeit bedeutet das: Projekte sollen nicht einseitig von Organisationen im Globalen Norden geplant und gesteuert werden. Stattdessen sollen Partner im Globalen Süden gleichberechtigt mitbestimmen können, was gebraucht wird und wie Projekte umgesetzt werden. So werden Abhängigkeiten reduziert und die Selbstbestimmung vor Ort gestärkt.
Warum ist das Thema so aktuell?
Das Thema gewinnt an Bedeutung, weil viele Partner im Globalen Süden verstärkt darauf hinweisen, dass echte Zusammenarbeit nur funktioniert, wenn alte Denkmuster überwunden werden. Gleichzeitig verlangen Geldgeber und Spender mehr Transparenz und Belege dafür, dass Projekte tatsächlich Wirkung zeigen und nachhaltig sind.
Eindrücke vom Seminar
Am Vormittag gab Lawrence Oduro-Sarpong, live aus Berlin zugeschaltet, spannende Einblicke in das Thema Dekolonialisierung. Er regte die Teilnehmenden dazu an, eigene Sichtweisen zu überdenken und die internationale Zusammenarbeit kritisch zu reflektieren. Dabei ging es auch um Fragen wie: Wer trifft Entscheidungen? Wer hat Zugang zu Ressourcen? Die Diskussion war lebhaft, und viele gewannen neue Erkenntnisse für ihre Arbeit.
Andrea Hoch vom Netzwerk für Entwicklungszusammenarbeit, das rund 40 zivilgesellschaftliche Non-Profit-Organisationen mit Projekten weltweit vereint, zieht folgendes Fazit: „Das Seminar hat eindrucksvoll gezeigt, wie tief koloniale Muster bis heute wirken. Es ist für die Hilfsorganisationen wichtig, genau hinzusehen und die Zusammenarbeit künftig noch partnerschaftlicher und gerechter zu gestalten.“
Wirkungsmessung & Qualitätsstandards
Am Nachmittag zeigte Friedbert Ottacher auf, wie wichtig es ist, die Wirkung von Projekten messbar zu machen. Er stellte einfache Modelle vor, die helfen, Projekte transparent zu gestalten und nachvollziehbar zu machen. Auch die Rolle von Qualitätsstandards und aktuelle Entwicklungen in der Entwicklungszusammenarbeit wurden besprochen.
Maria Malin von der Kinderhilfsorganisation Chance for Children in Ghana sagt dazu: „Gerade für uns als Organisation vor Ort ist es zentral, dass Wirkung nicht nur von aussen gemessen wird, sondern dass unsere Erfahrungen und Sichtweisen mit einfliessen. Dieses Seminar hat uns dafür viele wertvolle Anstösse gegeben.“
Ausblick
Die Rückmeldungen waren sehr positiv: Das Seminar wurde als spannend und bereichernd empfunden. Viele Teilnehmende wünschten sich, diese Themen in weiteren Workshops zu vertiefen. Aktuell wird geprüft, ob im Herbst ein weiteres Seminar angeboten werden kann.
Ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmenden für ihr grosses Interesse und den offenen Austausch. Wir freuen uns auf die Fortsetzung!
